Sonntag, 10. Februar 2013

♥♥♥ Your first day in my life... ♥♥♥


Eine Liebeserklärung



„Katzen mag ich gar nicht. Das sind so furchtbar hinterhältige Tiere. Außerdem sind die doch eh stinklangweilig. Was kann man mit denen machen? Ihnen zugucken, wie sie faul auf der Fensterbank liegen? Absolut keine Tiere für mich.“



29.07.2011 – Unser erster Tag!
Ein kleines Fellknäuel. Auf meinem Schoß im Auto. Ich darf es mit nach Hause nehmen. Mein Gott, es ist so klein und zerbrechlich. Und diese großen, runden blauen Augen. Sie fixieren mich regelrecht. Und dann weint es noch so erbärmlich. Am liebsten möchte ich mitweinen. Was kann ich nur tun, wie kann ich es trösten? Wieder in die Box kann ich es nicht setzen, darin hatte es doch so fruchtbar Angst und fühlte sich ganz verloren. Es muss also auf meinem Schoß bleiben. Bis ich zu Hause bin.

Vor 10 Minuten zerrte es noch vergnügt an meinem Schnürsenkel. Nun war es plötzlich so traurig. Ich erklärte ihm, dass ich nun seine neue Mama sei und ganz doll aufpasse, dass ihm nichts geschehe. Es zerriss mir das Herz.

Ja, ich war nun im Besitz eines kleinen Katzenbabys! Eines kleinen Katers um genau zu sein. Ich habe mich bereit erklärt, ihn mit der Flasche aufzuziehen, da seine richtige Mama leider verstorben ist. Wie man das macht? Keine Ahnung. Was so eine Katze braucht? Ebenfalls keinen Dunst. Also die besten Voraussetzungen!

Ich startete den Motor. Ganz vorsichtig gab ich Gas. Ich wollte den kleinen Kerl ja auf keinen Fall erschrecken. Noch ca. eine Stunde Auto fahrt lagen vor uns, bevor wir zu Hause sein würden. Ich fuhr eigentlich viel zu langsam, aber das war mir egal. Ich wollte schließlich nicht unnötig bremsen müssen. Außerdem war mein neuer kleiner Freund gerade eingeschlafen. Ganz rund hatte er sich zusammengerollt, auf meinem Schoß. Nach gefühlten 100.000 Ampeln erreichte ich endlich die Autobahn. Nun ging es nur noch geradeaus, ohne dauerndes Bremsen und wieder Losfahren. Dennoch wurde das Fellknäul immer wieder wach. Jedes Mal fixierte er mich mit seinem Blick und fing an jämmerlich zu maunzen. Was soll ich nur machen? ZWINKERN! Irgendwo hatte ich gelesen, dass man Katzen anzwinkern solle. Das solle so sein, wie lächeln. Also zwinkerte ich drauf los. Meine Mitmenschen hätten wohl gedacht, ich hätte was im Auge oder irgendwelche Ticks. Der kleine Kater aber wurde tatsächlich ruhiger, fixierte aber weiterhin meine Augen. Nun noch ein bisschen intensiver. Dann zog er sich plötzlich an meinem Oberkörper hoch und versuchte mit seiner Pfote nach meinen Wimpern zu schlagen. AUA! Das tat weh. Das ging also deutlich in die Hose. Ich „lächle“ ihn auf Katzensprache freundlich an und er? Hmm, vielleicht hatte ich ein bisschen zu schnell geklimpert? Ich musste mir also was anderes einfallen lassen. Ich versuchte ihn mit der rechten Hand vorsichtig zu streicheln, während ich mit der linken die Kontrolle über das Lenkrad bewahrte. Da biss mich der kleine Rabauke mit voller Enthusiasmus in die Finger. Es tat zwar nicht wirklich weh, erschrocken habe ich mich trotzdem. Mit der Zeit merkte ich, dass er nur spielen wollte und lies ihm seinen Snack. Dabei schlief er erneut ein. So verging die Fahrt.

An diesem Tag holte ich Herrchen wie jeden Freitag von der Arbeit ab. Herrchen war schon ganz aufgeregt. Kurz nachdem ich mit dem kleinen Kater im Auto saß, dachte ich, ich könnte ihn so langsam auch einmal darüber informieren, dass wir nun ein neues Haustier haben würden. Irgendwann musste er es ja schließlich erfahren. 
Zwar hielt sich seine offensichtliche Begeisterung noch in Grenzen, ich merkte dennoch, dass auch er hin und weg war. Während das keine Wollknäuel weiterhin total entspannt auf meinem Schoss lag und fest schlief, schoss Herrchen das erste Foto. Er sah so friedlich aus und schien uns unendlich zu vertrauen. Nun dauerte es nur noch zehn Minuten, bis wir endlich zu Hause ankamen.

Ich stieg also vorsichtig aus dem Auto aus und nahm das kleine Etwas vorsichtig auf den Arm. Familienzusammenführung ist angesagt. Die Hunde bellten wie immer ganz aufgeregt hinter der Tür. Ob sie ahnten, was da auf sie zukam? Herrchen öffnete die Tür. Obwohl er mir vor einer guten Stunde am Telefon noch sehr überzeugt erklärte, dass wir definitiv keine Katze gebrauchen können, sprachen seine Augen eine ganz andere Sprache. Er schaute ungefähr genauso, wie der Kater die ganze Zeit im Auto, nur weniger traurig.
Yorkshire-Terrier-Hündin Buffy stand kurz vorm Herzkollaps. Man sah ihr an, wie sehr sie ihre kurzen Beine verabscheute, die es ihr einfach nicht erlaubten, höher zu springen. Chihuahua Gismo hingegen saß wie immer völlig unbeteiligt auf der Couch. Er ist schon älter, ihn interessierte das alles nicht. Und der kleine Kater? Er fauchte, was das Zeug hielt. So ein Trubel. Während mein Freund die übermotivierte Buffy (auch Muff genannt) erst einmal ins Schlafzimmer verfrachtete, hatte ich endlich die Möglichkeit das kleine Krallenmonster abzusetzen. Mein Freund hatte noch immer den gleichen Blick drauf. Allerdings fixierte er mit seinen Augen nicht die meinen, sondern das neue vierbeinige Wesen, was sofort begann das Wohnzimmer zu erkunden. Sämtliche Scheu schien nun verschwunden. Wir setzten uns also erst einmal gemeinsam auf das Sofa und starteten eine Art Tierbeobachtung. Fast wie im Biologiestudium, nur häuslicher. Das Katzenkind nahm uns dabei kaum wahr. Die Wohnung war doch viel interessanter. Da klingelte es an der Tür.

Mein Freund informierte seine Schwester über die neue Situation, selbst eine Katzenbesitzerin. Diese stand nun in der Wohnzimmertür und gab seltsame Quieklaute von sich. Und sie hatte sogar eine Dose Katzenfutter mitgebracht. Ganz toll, wir konnten also zur Fütterung übergehen. Wir bereiteten also in der Küche einen Napf vor. Aus mysteriösen Gründen stand der kleine Kater dabei schon neben uns. Keine Ahnung wo der so plötzlich herkam. Eigentlich bekam er doch noch das Fläschchen. Ob er damit wohl was anzufangen weiß? Lange Zeit darüber nachzudenken hatte ich nicht, schon hatte er sich auf den Napf gestürzt. Okay, er wusste also wie man Nassfutter frisst. Von Fressen konnte nicht mal die Rede sein, wegatmen traf es schon eher. Das Mittagessen war also auch erledigt. Nun stand er plötzlich mitten in der Küche und fing an mit einer Pfote auf dem Boden zu scharren. Was tut er da? Will er ein Loch buddeln? Zum Glück war ja Schwägerin Mandy vor Ort, die mich direkt fragte, wo denn das Katzenklo sei. Das Katzenklo? Ich hatte im Keller noch ein altes für eine Freundin aufbewahrt. Auch Streu musste noch dabei stehen. Mandy nahm den Kleinen also auf den Arm, während ich alles zusammen sammelte. Wieder in der Küche stellten wir sein künftiges Katzenklo vor ihm auf den Boden. Ob er denn weiß, wie man das benutzt? Wie erzieht man denn eine Katze zur Stubenreinheit? Aber auch hier brauchte ich mir wohl keine großen Gedanken zu machen. Noch ehe ich auch nur blinzeln konnte, saß er schon in seinem Klo, machte die gleichen Kratzbewegungen wie eben auf dem Boden und verrichtete sein Geschäft! Und nun? Loben und Leckerli geben? Hatte ich auch nicht da.
Da der kleine Kater nun furchtbar müde zu sein schien, brachten wir ihn zu Herrchen ins Wohnzimmer und fuhren erst einmal in den nächsten Zoofachhandel. Mandy könnte mir sicher sagen, was Katzen alles bräuchten und was ich anzuschaffen habe.

In der Zoohandlung angekommen, hätte ich am liebsten alles in den Korb geworfen, was dort so für Katzen angeboten wurde. Mandy holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Also schaffte ich es tatsächlich, nur das Nötigste zu kaufen. Neues Katzenstreu, Futter, Aufzuchtsmilch, Leckerlis, eine Katzenangel, Näpfe und zwei kleine Spielmäuse. Gern hätte ich direkt den größten und besten Kratzbaum mitgenommen und eine warme Kuschelhöhle zum Schlafen. Während wir also mit dem Einkauf beschäftigt waren, startete Herrchen zu Hause eine Fotosession mit dem Minitiger. Ich wollte ganz schnell wieder heim, um ja nichts im Leben meines neuen kleinen Freundes zu verpassen.
Aber das habe ich wohl auch nicht. Der kleine schlief tief und fest auf der Couch. So fest, dass er nicht einmal mitbekam, dass Muff ihn schon ganz nass geleckt hatte. Hätte sie weiter gemacht, hätte ich das arme Kerlchen auswringen können.

Während Mandy sich irgendwann verabschiedete saßen mein Freund und ich auf der Couch und beobachteten unser Katzenkind. Wir brauchten keinen Fernseher, das neue Haustier war viel spannender. Irgendwann fiel meinem Freund dann mal ein, dass der Kleine ja noch gar keinen Namen hätte. Da war er natürlich auch ganz schief gewickelt. Ich hatte ihn doch schon längst getauft. Wolverine sollte er heißen! Genau wie der Superheld aus „X-Men“. Das passte so schön, wegen der Krallen. Herrchen war damit glücklicherweise einverstanden, so gab es keine Diskussionen.
Ich konnte es gar nicht erwarten, dass Wolverine endlich wieder erwachte. Unbedingt wollte ich das neue Spielzeug ausprobieren. Außerdem war es Zeit für sein Fläschchen. Ich stellte einen kompletten Futterplan auf. Schließlich sollte er alle zwei Stunden was zu essen bekommen. Ich entschied mich, im einmal täglich etwas Nassfutter anzubieten (schließlich fraß er das ja offensichtlich schon), ansonsten gabs das Milchfläschchen. Vergessen habe ich das natürlich nie. Ich hatte jetzt schließlich ein Baby, für das ich zu sorgen hatte!
Wolverine war von Anfang an sehr offen und aufmerksam. Er war überhaupt nicht ängstlich. Sofort sprang er über Tische und Bänke, verkroch sich in den unmöglichsten Ecken und ärgerte die Hunde. Eine so lustige Katze hatte ich noch nie erlebt. Auch hatte ich überhaupt keine Angst vor ihm, trotz meiner Katzenphobie. Vielleicht würde ich diese ja bald loswerden? Ich hatte ja nun eine kleine Therapie-Katze.

Irgendwann kam dann die Schlafenszeit. Wohin mit dem kleinen Kater? Wir entschieden uns für seine Transportbox. Wir legten also eine weiche Decke hinein und versuchten den Kater dort reinzusetzten. Leider verweigerte er das völlig. Stattdessen begann er, das Schlafzimmer zu erkunden und zeigte sich dabei gar nicht müde. Mein Freund und ich beobachteten ihn noch eine ganze Weile vom Bett aus. Irgendwann schien Wolverine dann aber doch müde zu werden. Er entschied sich, im Wäschekorb neben dem Bett zu schlafen. Die Box benutzte er viel lieber als Katzenklo, wie sich am nächsten Morgen herausstellte.
Vor lauter Aufregung konnte niemand von uns richtig einschlafen. Nicht einmal der Kater, der sich plötzlich entschloss bei uns im Bett zu schlafen. Er war so winzig klein und hatte so einen festen Schlaf. Wir wollten uns doch nicht auf ihn legen. Also entschieden wir uns, ganz weit an den Rand des Bettes zu rutschen, jeder an seiner Seite. So hatte der Kater in der Mitte ganz viel Platz zum Schlafen? War das gemütlich? Auf gar keinen Fall! Aber wer möchte denn schon seine Katze beim Schlafen stören. Eine Tatsache die sich übrigens nie änderte!
In dieser Nacht merkte ich das erste Mal, wie sehr ich diesen kleinen Kerl liebte. Von der ersten Sekunde an hatte ich ihm mein Herz geschenkt. Ich habe mir geschworen, auf ihn Acht zu geben und ihn zu beschützen. Niemals dürfte er traurig sein! Er sollte der glücklichste und stolzeste Kater der Welt werden. Und ich das stolzeste Frauchen. Ich freute mich schon auf die weiteren Jahre mit ihm, konnte dabei schon den nächsten Tag nicht erwarten. Was wir zwei wohl noch alles erleben würden? Ich schlief schließlich mit einem Lächeln ein. Nun war ich tatsächlich eine Katzenmama…


In Memory Of Wolverine - 11.06.2011 bis 16.06.2012


1 Kommentar :

  1. Diese Geschichte ist so wunderschön! Je öfter ich sie höre bzw lese, umso deutlicher wird, wie eng die Beziehung zwischen dir und wolverine war! Ich würde mich freuen, wenn es zu dieser Geschichte weitere Fortsetzungen dazu kommen. :)

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